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Eberswalde [DE] - Abschied frühzeitig gefeiert
Der diesjährige "Tag der offenen Tür", der bei der BBG jährlich wechselweise in den Betriebshöfen Eberswalde, Bernau und Freienwalde stattfindet, stand am Samstag, 21.08.2010 unter dem Motto des 70-jährigen Jubiläums des Obusbetriebs und der symbolischen Verabschiedung der derzeitigen Obusflotte. Deren Ersatz ist durch die ab Herbst beginnende Auslieferung der Solaris-Gelenkwagen bis Anfang 2012 vorgesehen. Es fanden Veranstaltungen auf dem Markt und im Betriebshof Nordend statt.
Nach einem Auftaktprogramm ab 10 Uhr startete um 11:30 Uhr auf dem Marktplatz der offizieller Teil mit den Begrüßungsreden des Bürgermeisters Friedhelm Boginski, des stellvertretenden Landrats Carsten Bockhardt und des Geschäftsführers der Barnimer Busgesellschaft Frank Wruck. Dabei erfolgte die Bekanntgabe des Maskottchennamens ("Strippi" entsprechend der häufigsten Nennungen) und Auslosung des Gewinners der Jahreskarte für den Stadtverkehr.
Vier der MAN-Gelenkobusse wurden auf dem Marktplatz ausgestellt unter verschiedenen Themenkreisen: Obus 034 war mit Hemden zur Aktion "Der O-Bus zieht an" und es erfolgen im Inneren Filmvorführungen mit freundlicher Unterstützung der Sehquenz e.V., Gelenkobus 038 zeigte außen eine Fotoausstellung und im Innenraum fanden Vorlesungen mit freundlicher Unterstützung der Barnim-Uckermark-Stiftung statt. Gelenkobus 011 konnte zur Verabschiedung mit einer Grußbotschaft versehen werden und der Gelenkobus 029 wurde mit dem neuen Energiespeicher von den Mitarbeitern der Firma RWS vorgestellt.
Nach rund vierjähriger Entwicklungs- und Bauzeit (siehe Meldungen vom 26.09.2006 und 01.05.2007) konnten im Juni 2010 die ersten Probefahrten auf dem Betriebshof und im Netz in Eberswalde durchgeführt werden. Der Wagen erhielt anstelle des Hilfsmotors hinter dem Gelenk im Nachläufer einen Speicher, bestehend aus 13 Stück Supercaps der Firma Maxwell und 12 Stück Batterietröge mit je 10 Stück Lithium-Keramik-Einzelbatterien die aus deutscher Produktion stammen. Die Steuerung ist in einem Schaltschrank über den Batterien hinter dem Gelenk untergebracht, die Entwicklung der Steuerung erfolgte mit dem Projektpartner Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) Dresden sowie unter Zuarbeitung in Bezug auf die vorhandene Elektroausrüstung des Wagens in Kooperation mit der Firma Vossloh-Kiepe GmbH. Ziel der Maßnahme ist der Ersatz des Hilfsmotors und Senkung der Spitzenwerte des Stromverbrauchs des Gesamtnetzes. So konnte bei Testfahrten im unbelasteten Zustand auf dem Betriebshof eine Reichweite von ca. 4 km erreicht werden.
Zurzeit werden die Voraussetzungen für die Betriebserlaubnis des Gelenkwagens geprüft. Die Technik, insbesondere der Steuerschrank nimmt durch den nachträglichen Einbau geringen Platz (1 Sitzplatz) im Fahrgastraum ein und die Montage ist noch sehr auf einen Testbetrieb ausgelegt. Wenn das System unproblematisch läuft, werden einige Wochen Testfahrten ohne Fahrgäste erfolgen, bevor ein Testbetrieb mit Fahrgästen erfolgt. Ein Zeitraster hierfür ist jedoch noch offen. Bei der Abfahrt vom Marktplatz um 16:00 Uhr konnte der Gelenkobus mit eigener Kraft unter die Fahrleitung fahren und dabei den lautlosen Hilfsantrieb demonstrieren.
Auf dem Betriebshof wurden Werkstattführungen, Fahrten mit Fahrschulbus der BVG/BBG, Fundsachenversteigerung neben der musikalische Unterhaltung, Hüpfburg für Kinder und einer Ausstellung der (Diesel-)Fahrzeugflotte geboten. Außerdem bot der DVN Arbeitsgruppe Obus Zubringerfahrten nach festgelegten Fahrplan (30-Minuten-Verkehr mit zusätzlichen Fahrten nach Ostend über Boldtstraße) unter Einsatz der vier eigenen historischen Obusse und eines Gast-Obus vom Typ Skoda 8Tr aus Ostrava (CZ) an zudem gab es einen Einsatz von drei historischen Diesel-Omnibusse aus verschiedenen Städten zwischen Betriebshof und Zoo. Insbesondere die Fahrten mit den historischen Obussen waren außerordentlich gut besucht.
Am Wochenende nach dem eigentlichen Jubiläumstag (3.11.1940, Eröffnung des Betriebs) findet die Inbetriebnahme der Solaris-Neufahrzeuge statt. Diese werden derzeit in Ostrava elektrisch ausgerüstet. Bis Oktober soll eine Auslieferung nach Eberswalde erfolgen, damit die Zulassungsprozedur bis zum Jubiläumstag abgeschlossen werden kann und mindestens ein Wagen in den Linienverkehr zu diesem Zeitpunkt gehen kann. Die Wagen, für die die Betriebsnummern ab 051 vorgesehen sind, erhalten ein Notfahraggregat in einer Stärke von 100 kW, sowie Supercaps zur Reduzierung des Spitzenverbrauchs. Sofern eine Serienreife für einen Hilfsantrieb per Energiespeicher bis zur Auslieferung des letzten Fahrzeugs erreicht werden kann, sollen dann die thermischen Hilfsantriebe ersetzt werden, so die Vereinbarung in einem separaten Vertrag mit den Herstellerfirmen.
Die Fotos zeigen zweimal Obus 29:
oben: Der aus Ostrava stammende Skoda 8 Tr wendet in der Schleife Boldtstraße (Westende) um Richtung Ostend zu starten.
unten: Lautlos ohne Fahrleitung aufgrund der neu eingebauten Energiespeicher bewegte sich der umgebaute Obus 029 in Richtung Depot, gut sichtbar hinter dem Gelenk im Nachläufer die Blechverkleidung der Rückseite des Schaltschranks. Im Hintergrund sind die zuvor mit Hilfsmotor gestarteten Obusse 034 und 038 bereits eingedrahtet und starten zum Betriebshof. Aufnahmen: J. Lehmann, 21.08.2010.