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Biel/Bienne [CH] - Ergänzende Informationen zum Flottenkonzept
Nach der Entscheidung zum Ausbau des Batterie-Trolleybusbetriebs in Biel gab uns der Projektleiter Flottenstrategie der Verkehrsbetriebe Biel, Emanuel Hadjikan einige Erläuterungen zu den Untersuchungen, die zu diesem Entschluss geführt haben. So wurde die Energieversorgung für das Trolleybusnetz mit der OppCharge-Ladestation Scheibenweg, die der Nachladung der Batteriebusse auf der Linie 9 an der Endstation Schulen Linde/Ecoles Tilleul dient, verglichen. Bei der Umstellung des gesamten Stadtnetzes auf Trolleybus wird voraussichtlich eine weitere Gleichrichterstation im Bözingenfeld erforderlich. Bei einer Umstellung aller Linien auf Batteriebusse mit stationärer Nachladung wären insgesamt elf Ladestationen je 450 kW nötig gewesen. Gemessen an den 2022 ermittelten Jahreskosten ergäben sich Mehrkosten für den Stromverbrauch bei den elf Ladestationen von über 50%.
Die hohen Netzentgelte und der höhere Energietarif für den Bezug ab dem Niederspannungsnetz ergeben mit dem relativ tiefen Energiebezug und den hohen Leistungsspitzen grosse Preisunterschiede im Energiebezug. So wurden 2022 die durchschnittlichen Energie- und Netzkosten mit 17 Rp./kWh für den Trolleybus bzw. 0.30 CHF/kWh für die Batteriebusse angegeben. Die Kosten sind 2023 nach heutigem Stand (Juni 2023) beim Trolleybus um 6 Rp./kWh und beim Batteriebus um 7 Rp./kWh angestiegen. Die Ladestation versorgt die im 15-Minuten-Takt verkehrenden Fahrzeuge der Linie 9 während den zwei bis drei Minuten dauernden Ladevorgängen mit Energie. Dadurch ergeben sich einerseits hohe und kostspielige Leistungsspitzen im Netz, anderseits ist die Ladestation nur wenig ausgelastet. Die Energieversorgung der aktuell 17 Trolleybuskurse der Linien 1, 3 und 4 wird dabei durch sechs Gleichrichterstationen gewährleistet. Diese sind aktuell nur rund zu 40% ausgelastet, was künftig eine Elektrifizierung der gesamten Busflotte durch minimalen Ausbau der Unterstationen ermöglicht.
Als Ergebnis des Projekts ÖV-Konzept 2035 Agglomeration Biel gab das Büro mrs im Auftrag der Regionalen Verkehrskonferenz Biel-Seeland-Berner Jura und der Stadt Biel einen Entwurf zur die Entwicklung des Netzes bis 2030/2035 ab. Das Konzept lag bis Februar 2023 zur Vernehmlassung öffentlich aus. Die erste Umsetzungsphase wurde dabei auf den Fahrzeugersatz und die Flottenstrategie von den Verkehrsbetrieben Biel konzipiert. So soll die Linie 1 ab Ende 2026 von Bözingen über Stadien/Stades und dem Bahnhof nach Brügg verkehren. Die Gemeinde Brügg ist ein Dorf im Verwaltungskreis Biel/Bienne des Schweizer Kantons Bern mit 4340 Einwohner und südwestlich des Stadtgebiets gelegen. Hier wird eine Erhöhung der Fahrgastzahlen durch das Neubau-Vorhaben des Spitalzentrums Biel erwartet, welches auf einem Grundstück an der Erlenstraße in der Nähe der Haltestelle Brüggmoos geplant ist. Die neue Linie 1 ist mit den neuen Endhaltestellen als Hauptlinie geplant, im Konzept wird festgehalten: „Von dieser Streckenführung profitieren ungefähr 40% der Bevölkerung und 55% der Beschäftigten. Als Antwort auf die starke Nachfrage kann die Linie 1 mit Fahrzeugen mit hoher Kapazität (z.B. doppelgelenkige Trolleybusse) betrieben werden“. Folglich wird in der ersten Umsetzungsphase die neue Linie 2 von Stadien/Stades beginnen und den Streckenteil der heutigen Linie 1 nach Löhre/Mauchamp übernehmen. Somit können auch hier Batterie-Trolleybusse zum Einsatz kommen, während der Bedarf an zusätzlichen Fahrleitungen verkleinert werden kann.
Die Umsetzung der ersten Stufe ist für Ende 2026 geplant, bis dahin sollen die 10 SwissTrolleys und die 11 Dieselbusse des Baujahres 2008 durch 14 neue Gelenk- und 4 Solo-Trolleybusse ersetzt werden. Die Solo-Trolleybusse werden dabei auf der Linie 6 eingesetzt, die bereits mit rund 30% des Linienwegs unter der Oberleitung verkehrt. Ab 2027 nach dem erwarteten Ende der Lebensdauer ihrer Batterien werden die zwei Batterie-Elektrobusse des Baujahres 2020, die auf der unveränderten Linie 9 eingesetzt werden, zu Batterie-Trolleybussen umgerüstet. In diesem Zusammenhang wird die Ladestation der Linie 9 durch einen Gleichrichter und eine Trolley-Ladestation ersetzt.
Sehr zufrieden zeigt sich die VB mit den 2018 beschafften Batterie-Trolleybussen, sie zeigen eine hohe Verfügbarkeit und ihre jährliche Laufleistung liegt bei jeweils rund 67.000 km. Die Verfügbarkeit der beiden Batteriebusse ist jedoch weniger zufriedenstellend. Ein Grund liegt darin, dass nur zwei Fahrzeuge für zwei Kurse der Linie 9 zur Verfügung stehen, ferner sind sie bei Umleitungen mit höherem Verkehrsaufkommen aufgrund höherer Verspätungen häufig nicht einsetzbar.
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