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Marburg [DE] - Durchführung eines Planfeststellungsverfahren für einen Hybrid-Oberleitungsbetrieb beschlossen

J. Lehmann - 24.02.2019

Einstimmig nahm die Stadtverordnetenversammlung am 14.12.2018 die Vorlage zur Beauftragung der Stadtwerke Marburg an, in Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachdiensten der Stadtverwaltung und dem BMVI ein Planfeststellungsverfahren für den Aufbau eines Hybrid-Oberleitungsbus-Systems (HO-Bus) als Teilstrategie zur Bereitstellung eines emissionsfreien ÖPNV in Marburg einzuleiten. Dieses Planfeststellungsverfahren soll auf Basis der vorgelegten vom Bundesverkehrsministerium (BMVI) beauftragten "žMachbarkeitsstudie von Hybrid-Oberleitungs-Busverkehr in Deutschland - am Beispiel Marburg und Trier, Berichtsteil Marburg" erfolgen.

Bei seinem Vortrag im Rahmen der User Forum Meeting der Trolley 2.0 im Vorfeld der 6.TrolleyMotion-Konferenz stellten Vertreter der Stadtwerke Marburg die Planungen der Machbarkeitsstudie für die 76.000 Einwohner-Stadt vor. Der Stadtbusverkehr hat sich in den letzten Jahrzehnten durch die hohe Anzahl von 26.000 Studierenden gewandelt, es werden derzeit 22 Buslinien mit 78 Fahrzeugen bedient, davon sind zwei Anhängerzüge und 39 Gelenkbusse. Die frequenzstärksten Linien sind inzwischen die Linien 2 und 7, die das Universitätsareal auf den Lahnbergen erschließt. Sie verkehren zeitweise im 15-Minuten-Takt während die übrigen Linien nur einen 30- bzw. 60-Minuten- Takt bieten. Für die Bedienung des Campus-Standorts Lahnberge wird zudem ein Anstieg der Verkehrsleistung erwartet, derzeit liegen sie bei etwa 700.000 km pro Jahr bei einer Verkehrsleistung von 3,1 Mio. km gesamt. Sie sollen sich auf dem Südabschnitt von 5.800 Fahrgästen/Tag auf 7.500 Fahrgästen/Tag im Jahr 2030 steigern. Die vom BMVI beauftragte Machbarkeitsstudie untersucht einen elektrischen Verkehr der beiden Linien, bei dem die Batterien während der Fahrt mittels Oberleitung aufgeladen werden. Zweispurige Oberleitung sind gemäß der Studie auf den Abschnitten von der Haltestelle Gutenbergstraße bis zum Südbahnhof und weiter bis zur Haltestelle Kantstraße (2,122 km und 1,326 km, im u.a. Plan grün gezeichnet) sowie vom Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Ginseldorfer Weg (1,298 km, blau gezeichnet) vorgesehen, die Anstiege von der Haltestelle Ginseldorfer Weg bis zum Abzweig zum Klinikum (4,256 km, rot gezeichnet) und von der Haltestelle Hölderlinstraße bis zum Botanischen Garten (1,596 km, gelb gezeichnet) sind einspurig geplant. Dabei werden rund 200 bzw. 100 Höhenmeter überwunden. Der Anteil der Oberleitung an den Streckenlängen ist bei der Linie 2 mit 5,5 km (bei Gesamtlänge 18,0 km: Anteil 30,8%) und bei der Linie 7 mit 4,1 km (bei Gesamtlänge 10,2 km: Anteil 41,2%) vorgesehen. Mit der Auswahl der Oberleitungsstrecken sollen Kreuzungen vermieden, Bereiche wie z.B. Rudolphsplatz, Elisabethstraße und der nordwestliche Teil der Deutschhausstraße (Elisabethkirche) aus optischen Gründen ausgenommen und die erforderlichen Investitionen optimiert werden.

Die Stadtwerke Marburg erhielten mit dem Beschluß der Stadtverordneten den Auftrag, auf Basis der Machbarkeitsstudie als vorbereitende Maßnahme zur Einführung eines HO-Bus-Systems ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Mit diesem Verfahren soll der Aufbau der notwendigen Oberleitung und die für die Stromversorgung erforderliche Infrastruktur erfasst und im Detail durchgeplant werden. Damit sollen die Anteile der Forschungs- und Entwicklungskosten an den Gesamtkosten des Projekts ermitteln werden, aus denen sich die Höhe der erforderlichen Fördermittel des Projektes ergeben.


Fotos:
oben: Fotomontage aus der Studie mit einem ExquiCity aus Genf in einem Straßenzug der Stadt angepasst an die derzeitigen Farben weiß/rot der Stadtwerke Marburg.
unten: Zeichnung mit den Linien 2 und 7 und dem geplanten Oberleitungen. Quelle: Machbarkeitsstudie des Fraunhofer ISI u.a., siehe:

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