City-News Archiv
Chongjin [KP] - Erneuerung der Wagenparks durch 20 neue Trolleybusse
Der Trolleybus-Betrieb in Chongjin erhielt im Jahr 2020 seine größte Neufahrzeuglieferung seit der Eröffnung am 20. Oktober 1970. In zwei Serien fertigte das lokale Fahrzeugbauwerk "Ch'ŏngjinpŏsŭgongjang" jüngst je zehn Trolleybusse der Hausmarke "Jipsam" für den lokalen Verkehrsbetrieb, welcher somit einen Teil der Altwagen nun ausmustern kann. Das Fahrzeugwerk produzierte bereits seit mehreren Jahrzehnten neben Dieselbussen auch Trolleybusse und Straßenbahnen für Chongjin und den Betrieben der Provinz Hamgyŏngbukdo. Die Fahrzeuge verschiedener Jipsam-Bauserien unterschieden sich zuletzt durch sehr individuelle Gestaltungen, trotz strenger Sanktionen wurden aber durchweg sehr pragmatische Einzellösungen umgesetzt, so dass der Betrieb in der rund 450 km Luftlinie von der Hauptstadt Pyongyang entfernt liegenden Stadt dennoch ein gutes Leistungsangebot anbieten konnte. Die ersten zehn Neufahrzeuge wurden Ende März 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt und kurz darauf in Betrieb genommen. Mit leichten Unterschieden wurde eine zweite Serie von weiteren zehn Fahrzeugen im Dezember 2020 fertiggestellt und ebenfalls nur wenige Tage später in Betrieb genommen. Mit Übergabe der zweiten Serie erfolgte eine große Präsentation der hochflurigen Zweiachser auf dem zentralen Platz der Stadt. Die zwanzig Neufahrzeuge tragen ebenfalls das im Jahr 2018 neu eingeführte Design elektrischer Stadtverkehrsmittel, welches mit dem Chollima 321 Nr. 483 in Pyongyang seinen Anfang genommen hat. Bereits im Jahr 2019 wurden zwei neue Jipsam-Trolleybusse gefertigt, welche die Wagennummern 226 und 241 erhielten. Im Gegensatz zu den 2020er-Fahrzeugen ist dabei aber vermutlich das Fahrgestell von zwei Altfahrzeugen als Ausgangsbasis genutzt worden.
Der Betrieb in Chongjin mit seinen drei separaten Teilnetzen wurde daraufhin gestärkt, die Hauptlinie zwischen Sabong und Haean wird nun ganztägig auf der kompletten Länge bedient, was sonst nur in der Hauptverkehrszeit am Morgen und Nachmittag/Abend erfolgte. Bis dahin wurde auf dieser Linie in der Nebenverkehrszeit sonst nur der nachfragestarke Westabschnitt zwischen dem Stadtzentrum und Sabong bedient, wo auch Anschluss an die Straßenbahnlinie über Namch'ŏngjin nach Pongch'ŏn besteht. Mit den Neufahrzeugen und einer gestärkten Anzahl an Trolleybussen wurde der Takt von einem etwaigen Viertelstundentakt nun auch wieder verdichtet. Während die Hauptlinie (Sabong-Haean / 9,1 km) mit Neuwagen ausgestattet wurde, konnten intakte Altwagen auf die beiden jeweils vier Kilometer langen Nebenstrecken (Namch'ŏngjin-Ranam) und (Yŏkchŏn-Ch'ŏngam) abgegeben werden. Auch dort wird jetzt mit jeweils 2-3 Fahrzeugen ein ganztägiger Verkehr im verdichteten Intervall angeboten.
Das Trolleybussystem sollte durch das Anfang der 90ger Jahre projektierte Straßenbahnprojekt ursprünglich wieder reduziert werden. Die erste Straßenbahnlinie wurde im August 1999 auf dem ersten Teilstück zwischen Sabong und Pongch'ŏn eröffnet und bot auf 4,2 Kilometern einen Parallelverkehr mit der damals noch durchgängig betriebenen Trolleybusstrecke von Ranam nach Haean. Dieser Parallelverkehr wurde in den Folgejahren zugunsten der Straßenbahn eingestellt und die Strecke in zwei Teilstrecken getrennt – die Demontage der Oberleitungsinfrastruktur auf dem Parallelabschnitt zog sich dabei noch bis Anfang der 2010er-Jahre hin. Auch die ehemalige kleine Wendeschleife in Sabong wurde in diesem Zeitraum durch eine größere incl. einer Abstellanlage abgeklemmt und renaturiert. In den folgenden Krisenjahren kam das Straßenbahnprojekt zum Erliegen und der Streckenast nach Ranam wurde nicht gebaut, sodass die dortige Trolleybusstrecke bis heute ein Inselbetrieb geblieben ist. Auch die Weiterführung der Straßenbahn in das Stadtzentrum und Ersatz der Trolleybusse auf diesem Abschnitt unterblieb daraufhin. Lediglich eine Zwischenschleife in Namch'ŏngjin wurde 2012 errichtet, um den Straßenbahnverkehr auf dem Hauptabschnitt zu verstärken und einen besseren Anschluss an die dort beginnende Trolleybuslinie nach Ranam zu bieten. Die vielfach berichtete Energieknappheit gehört bereits seit vielen Jahren der Vergangenheit an und der elektrische Stadtverkehr wurde zum Rückgrat der Mobilität in der 670.000 Einwohner zählenden Industriestadt, welche entlang der Küste mit zwei Häfen und Chemie-, Textil- und Metallindustrie sowie Schiffswerften ein wichtiger Wirtschaftsstandort geworden ist.
Aktuelle Informationen mit einem Dank an Daniel Möschke, sein erstes Video von den Trolleybussen in der rund 700.000-Einwohner-Stadt Busbetriebes wurde vor zwei Jahren veröffentlicht, damals waren noch ausschließlich die Trolleybusse älterer Baujahre im Einsatz. Im Film ist auch eine Karte mit den genannten Strecken eingebunden:
zurück